Beste Pinot Noirs

Das sind die besten Pinot Noirs der Schweiz!

blick.ch, 24.4.2012 – Pinot noir, oder Blauburgunder, ist die meistgepflanzte Rebsorte der Schweiz. Jede Region hat ihren Pinot. Doch welcher ist der Beste? Der grosse BLICK-Check verräts.

Von Alain Kunz

Das Weinland Schweiz, das ist Chasselas, bekannt aus dem Waadtland und vom Walliser Fendant. Die klare Nummer eins? Nicht mehr. Vor ein paar Jahren hat Pinot Noir dem Chasselas den Rang abgelaufen. Vor allem deshalb, weil es keine Schweizer Weinregion gibt, in der nicht Pinot-Noir-Reben kultiviert werden. Von Genf bis zum Tessin – Pinot wächst überall.

Wir haben das jährliche Treffen der besten Schweizer Winzer an der Mémoire des Vins Suisses zum Anlass genommen, eine Grosszahl der besten Schweizer Pinots zu degustieren. Von den 50 Mitgliedern sind nicht weniger als elf dank ihres Pinots Teil der Schatzkammer des Schweizer Weins.

Um das Bild zu komplettieren, haben wir drei Winzer dazu genommen, ohne die es nicht geht: Erstens Daniel und Martha Gantenbein, die international renommiertesten Schweizer Weinmacher, weil sie als einzige auf Export setzen. So haben es die Gantenbeins als einzige in die Falstaff-Liste der 100 besten Weine der Welt geschafft. Zweitens Diego Mathier, den zweifachen Winzer des Jahres, dessen «Ambassadeur des Domaines» unlängst von der «Sonntagszeitung» zum besten Schweizer Pinot gekürt wurde. Und drittens den zweifachen Pinot-Noir-Weltmeister Martin Donatsch, der wohl Mémoire-Mitglied ist, allerdings mit seinem wunderbaren Completer.

Donatsch charakterisiert die empfindliche, kapriziöse Traube aus dem Burgund trefflich: «Sie kann extrem viel zeigen und widerspielgelt das Terroir so wie keine andere Rebsorte. Allerdings verzeiht sie keine Fehler. Was bedeutet: Einen grossen Pinot kann man nicht im Keller machen.» Donatsch geht nicht so weit, die Traube als Zicke zu bezeichnen. Aber in die Richtung gehts schon. Zweimal in Folge holte der junge Winzer den WM-Titel an der Mondial du Pinot Noir, heuer mit den Jahrgängen 2007/2008/2009 seines «Passion».

Dass in der für Pinot bestens geeigneten Bündner Herrschaft überragende Blauburgunder heranwachsen, die es mit den besten Burgundern aufnehmen können, überrascht nicht wirklich. In Neuenburg hingegen hätte man das nicht vermutet. Louis-Philippe Burgat belehrt uns auf seiner Domaine de Chambleau eines Besseren.

Dank unglaublicher Akribie und Perfektion gelingen ihm mit dem «Pur Sang» regelmässig ganz grosse Würfe. «Man muss knallhart sein. Im Juli schneide ich alle zu grossen Beeren weg, denn die sind bei Nässe fäulnisanfällig.» Zudem wird bei der Lese quasi jede einzelne Traube unter die Lupe genommen. «Wer von meinen Lesern da nicht höchste Sorgfalt anwendet, den schicke ich weg», so Burgat. Das führt dazu, dass der Ertrag mit im Schnitt 300 Gramm pro Quadratmeter unglaublich tief ist.

Auf drei speziell guten Einzellagen wachsen die Trauben für den «Pur Sang». Zur Bestimmung des perfekten Lesetermins verlässt sich Burgat voll und ganz auf seinen Bauch. «Und natürlich den Gaumen. Ich urteile aufgrund dessen, was mir das Traubenmaterial im Mund erzählt und nicht aufgrund von Oechsle-Graden.» Das hat 2008 dazu geführt, dass der Pinot erst am 2. November (!) gelesen wurde. Dieser Perfektionismus hat allerdings seinen Preis: Das reine Blut kostet 69 Franken, ist damit der teuerste Mémoire-Wein. Zu viel? Burgat: «Nein, eigentlich zu billig…»

So. Genug Theorie. Vorhang auf für die ultimativen Schweizer Pinot-Charts!

Platz 3: 18 Punkte

L‘Ambassadeur des Domaines (Foto) 2009, Diego Mathier, Salgesch VS: Die Barriquenoten sind unterschwellig, die Frucht schön, viel Eleganz, die Tannine brauchen noch etwas Reifezeit. Toller Beerenmix, floral, Kirschen, würzig. Könnte sogar noch zulegen!