Durchschnittsnote aller acht Humagne Rouge: 17.25 Punkte
Valais AOC Humagne Rouge Ferdinand Mathier 2018: 18 Punke, 1. Platz
Keine Frage: Der Humagne Rouge hat im Wallis mit den letzten Jahrgängen kontinuierlich an Qualität, vor allem aber auch an Finesse zugelegt. Zeigten die Weine früher oft einen etwas sperrigen, ja wilden Charakter (er wurde im Volksmund auch «Höllenwein» genannt), so präsentieren sich die heutigen Humagne beträchtlich generöser und vor allem geschliffener. Diese sehr positive Entwicklung hat wohl auch dazu geführt, dass die Sorte weniger gut erkennbar ist, auch Weinfachleute können sie in Blindproben wie dem VINUM-Profipanel mitunter schwer vom Cornalin unterscheiden. Die spät reifende Sorte gehört zu den Gewinnern der Klimaerwärmung, Topweine erreichen heute fast in jedem Jahrgang die ideale Reife. Zudem verstehen es die Winzer, den Weinen mit einem gekonnten Holzeinsatz exakt jene Würze zu verleihen, die ihnen eine zusätzliche Dimension gibt. Die Sorte wurde vergleichsweise spät erstmals urkundlich erwähnt, nämlich um 1900 in einem Rebsorteninventar in Fully. Schon seit langem wird vermutet, dass die Sorte aus dem Aostatal ins Wallis gekommen ist. Vor rund 20 Jahren haben dann DNA-Analysen ergeben, dass der Humagne Rouge mit dem Cornalin im Aostatal identisch ist. Weil die Sorte als schwierig im Anbau gilt, besonders was die Anfälligkeit für Fäulnis und Magnesiummangel anbelangt, und zudem stark schwankende Erträge aufweist, wäre sie vor 50 Jahren im Wallis beinahe ausgestorben. So waren in den 60er Jahren nurmehr fünf oder sechs Parzellen mit der Sorte bepflanzt. Erst in den 80er Jahren stieg die Anbaufläche wieder. Heute sind wieder 143 Hektar mit der Sorte bestockt. Weil die Sorte den Winzern die Chance eröffnet, authentische, eigenständige Weine hervorzubringen, könnte sie künftig eine noch wichtigere Rolle im Walliser Weinbau spielen. Die Sorte eignet sich auch gut für Assemblagen im Zusammenspiel mit anderen Walliser Sorten und auch Bordeaux-Gewächsen. Unterschiedliche Einschätzungen gibt es bezüglich des Entwicklungspotenzials der reinsortigen Humagne-Rouge-Gewächse. Während etliche Produzenten empfehlen, die Weine vergleichsweise jung, nämlich drei bis fünf Jahre nach der Ernte zu geniessen, wenn die jugendliche Aromatik noch im Vordergrund steht, schreiben andere den heutigen, barriqueausgebauten Selektionen ein wesentlich längeres Reifepotenzial zu.
Durchschnittsnote aller acht Cornalin: 17.44 Punkte
Valais AOC Cornalin Adrian Mathier 2018: 18 Punkte, 1. Platz
Der Cornalin hat im Wallis eine geradezu filmreife Geschichte hinter sich, die in gewisser Hinsicht fast schon einer Provinzposse gleicht, die darin gipfelt, dass der Walliser Cornalin in Wahrheit gar kein Cornalin ist. Der wahre Cornalin wäre nämlich eigentlich der Humagne Rouge… Alles klar? Der korrekte Name des falschen Cornalin lautet Rouge du Pays oder zu Deutsch Landroter und gehört im Wallis zu den alteingesessenen Rebsorten. Die Sorte wurde schon 1313 erstmals in einem Rebregister von Anniviers erwähnt. Auch beim ältesten noch lebenden Rebstock der Schweiz, der sogenannten «alten Rebe» von Leuk-Stadt, die im Jahr 1798 gepflanzt worden sein soll, handelt es sich um einen Rouge du Pays oder eben Cornalin. Kein Wunder, denn bis ins 19. Jahrhundert wurde die Sorte im ganzen Wallis häufig angebaut. Erst im 20. Jahrhundert nahm die Anbaufläche schnell ab. Der Grund? Zwar war die Qualität der
Weine stets unbestritten, doch die spät reifende Sorte galt als überaus kapriziös im Anbau, mit stark schwankenden Erträgen. Darum wurde sie zunehmend von Pinot Noir und Gamay verdrängt. Der Abwärtstrend ging so weit, dass es in den 70er Jahren nur noch einige vereinzelt wachsende Stöcke gegeben haben soll. Gerettet worden ist die Cornalintraube 1972 vom damaligen Rebbaukommissär Jean Nicollier, der neue Selektionen vornahm und damit ihr Überleben im Wallis sicherte. Wohl im Übereifer nahm er eine problematische Namenskorrektur vor. Weil für ihn der ursprüngliche Name Rouge du Pays zu sehr an einen einfachen Landwein erinnerte, was nach seiner Ansicht nicht dem Qualitätspotenzial der Sorte entsprach, suchte er nach einem neuen Namen und entschied sich schliesslich für den Cornalin, in der Annahme, dass die so genannte Sorte im Aostatal ausgestorben war. Das war sie aber nicht. Und weil auch der echte Cornalin im Aostatal eine kleine Renaissance erlebte, ist die Namenskonfusion perfekt. Der kraftvolle und geschmeidige Wein aber, mit seinen Aromen nach schwarzen Kirschen und würzigen, an Nelken erinnernden Noten, liegt im Trend. So sind heute im Wallis wieder rund 150 Hektar mit der Sorte bestockt, Tendenz steigend. Vor allem die in Barriques ausgebauten Topselektionen gehören zu den roten Aushängeschildern des Walliser Weinbaus. Zudem weisen die Weine ein gutes Alterungspotenzial auf.
Durchschnittsnote aller acht Syrah: 17.56 Punkte
Valais AOC Syrah Diego Mathier 2018: 17.5 Punkte
Der Syrah ist in qualitativer Hinsicht unbestritten die rote Leitsorte im Wallis, auch wenn der Humagne Rouge und der Cornalin näher gerückt sind. Zudem ist die Sorte auch unter kulturellen Aspekten im Wallis von grosser Bedeutung, verbindet sie doch zusammen mit der weissen Sorte Marsanne (im Wallis als Ermitage bekannt) das schweizerische Rhônetal mit dem französischen Rhônetal, das unter Kennern zu einer der bedeutendsten Weinregionen der Welt zählt. Somit tragen die zwei Sorten dazu bei, die Rhône von ihrem Ursprung am Rhônegletscher bei Gletsch bis zur Mündung ins Mittelmeer bei Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue als zusammenhängenden Wein-Kulturraum zu sehen. Dies war auch die Intention, als die Sorte im Jahr 1926, also vor bald 100 Jahren, ins Wallis eingeführt wurde. Als vor rund 30 Jahren die Erfolgsgeschichte des Walliser Syrah begann, verglichen die Winzer ihre Crus eher mit leichteren französischen Gewächsen aus Regionen wie Saint-Joseph oder Crozes-Hermitage. Seither hat der Syrah aber im Wallis, auch dank der Klimaerwärmung, deutlich an Fülle und Gehalt zugelegt, so dass manche Gewächse durchaus auch an Paradeweine aus der Côte-Rôtie erinnern. Frühere VINUM-Vergleichsverkostungen haben denn auch schon mehrfach bewiesen, dass die Walliser Top-Syrahs heute den Vergleich mit Spitzenweinen von der Rhône, aus Südaustralien oder von der Central Coast in Kalifornien nicht scheuen müssen. Kein Wunder, ist die Anbaufläche im Wallis stetig gestiegen, heute sind 171 Hektar mit der Sorte bepflanzt. Die Topweine zeigen sich kraftvoll und gut strukturiert, mit edler Tanninstruktur und Aromen von dunklen Waldbeeren und Gewürznoten, besonders schwarzem Pfeffer und Nelken. Als Prototyp und Vorreiter eines fülligen und vielschichtigen Walliser Syrahs gilt besonders der von Jean-René Germanier und Gilles Besse konzipierte Cayas. Der Wein ist nicht nur der Gesamtsieger dieser Wallis-Verkostung, er ist zudem einer der wenigen Weine, deren Sorte für die Verkoster klar erkennbar war. Der Cayas wird seit 1995 produziert, und zwar in einer für schweizerische Verhältnisse beeindruckenden Menge von rund 30 000 Flaschen. Der «State of the Art»-Syrah durchläuft eine zehntägige kalte Vormazeration und reift zwei Jahre in kleinen Eichenfässern, bevor er abgefüllt wird.