Leistung

Der grosse Abräumer

Walliser Bote, 19.10.2018 – Die Gala des Schweizer Weins 2018 wurde gestern in Bern zu einer Gala für Diego Mathier. Der Salgescher wurde zum dritten Mal Schweizer Winzer des Jahres, untermauert mit einer Serie von Spitzenplätzen im grössten nationalen Degustationswettbewerb.

«Die Ergebnisse machen mich sprachlos», sagte Mathier in einer ersten Reaktion auf seinen bereits dritten Titel. Neben dem grossen Abräumer mit mehreren Podestplätzen waren auch andere Walliser Weingüter erfolgreich. Die grösste Weinbauregion der Schweiz holte sich in der Bewertung der besten 39 Schweizer Weine 15 Plätze unter den ersten drei und war damit doppelt so erfolgreich wie die zweitplatzierten Waadtländer.

Diego Mathier Winzer des Jahres zum Dritten

Die von Diego Mathier inhaberge führte Kellerei Nouveau Salquenen Adrian & Diego Mathier ist nach 2007 und 2011 zum dritten Mal mit dem begehrten Titel «Schweizer Winzer des Jahres» ausgezeichnet worden. Der «Schweizer Winzer des Jahrzehnts» für die Zeitspanne von 2007 bis 2016 fährt damit einen weiteren persönlichen Grosserfolg ein. Diesen verdankt der 48-jährige Salgescher weder seinem Charme noch den inzwischen glänzenden Beziehungen quer durch die Branche, sondern einem unbeirrbaren Punktesystem. Es bildet die Grundlage des Grand Prix du Vin Suisse, des grössten Degustationswettbewerbs für Schweizer Weine, gemeinsam von der Vereinigung Vinea und dem Fachmagazin «Vinum» ausgerichtet.

2867 Weine degustiert

Dieses Jahr fand der Wettbewerb vom 25. bis 30. Juni in Siders statt, wo während sechs Tagen 158 Spezialisten nicht weniger als 2867 Weine von 525 Produzenten aus 19 Kantonen
verkosteten. Im August kamen die je sechs besten Weine der 13 Wettbewerbskategorien nochmals in eine Blinddegustation durch eine zehnköpfige internationale Jury, die schliesslich das Endklassement zusammenstellte. Laut den Veranstaltern, welche die Präsentation der Resultate gestern Abend in Bern an der Schweizer Weingala vor 450 Gästen vornahmen, wurde den 79 in die Endausmarchung gelangten Weinen rundum eine aussergewöhnliche Qualität attestiert.

Fünf Podestplätze für den Winzer des Jahres

Um Nouveau Salquenen kam die Jury bei der Vergabe des Titels «Winzer des Jahres» nicht herum. Diego Mathier kam gleich mit fünf Weinen unter die letzten sechs. Damit konnte kein anderes Weingut mithalten. Bei den Assemblagen war er eine Klasse für sich. Bei den weissen Assemblagen gab es einen 1. und 3. Platz für den Ambassadeur des Domaines Diego Mathier der Jahre 2016 und 2015, bei den roten Assemblagen gar einen Doppelsieg mit dem Cuve rouge Rosmarie Mathier 2015 und dem Folissimo 2015. Mit dem Heida Les Pyramides 2016 gewann er zudem die Kategorie sortenreine Weissweine und zugleich den Titel Vinissimo, was dem Lieblingswein der Jury gleichkommt. Mit 15 Podestplätzen bestätigte das Wallis eindrücklich die Qualität der grössten Schweizer Weinbauregion. Die Waadtländer als zweitstärkste Region brachten es auf sieben Podestplätze. Überraschen mag, dass die Tessiner beim für sie typischen Merlot alle drei Preise einheimsten. Die Walliser Winzer haben bei dieser Sorte in den letzten Jahren mächtig nachgebessert. Ebenfalls nicht in die Kränze kamen die Walliser mit dem Pinot Noir. Das Walliser Terroir gilt für diese Sorte in den Nasen der Juroren als weniger geeignet.

Nachgefragt Bei Diego Mathier, zum dritten Mal mit dem nationalen Titel «Winzer des Jahres» ausgezeichnet: «Was machen Sie besser als die anderen?»

Die Kellerei Nouveau Salquenen ist im Weindorf Salgesch mit gekelterten Trauben aus rund 130 Hektaren Rebland nicht nur die klar grösste, sondern auch die erfolgreichste.

Das belegen die zahllosen Auszeichnungen von Wettbewerben im In- und Ausland. Die gestrige Gala des Schweizer Weins wurde fast schon zu einer Gala für Diego Mathier, der das Geschäft in vierter Generation führt. Was ihn gegenüber den Mitbewerbern am Platz, die ja von den gleichen klimatischen Bedingungen profitieren können wie er, abhebt, ist aus seiner
Sicht dies: «Meine Vorgänger haben keine Fehler gemacht. Sie eigneten sich zwischen Chamoson und Turtmann stets nur Rebgut in bester Lage an. Optimales Traubengut bildet die Grundlage für guten Wein.» Hohe Massstäbe setzt er neben den 48 Hektaren, die er zusammen mit Partner Iwan Imboden als Besitzer bewirtschaftet, auch für die rund 80 Hektaren
seiner treuen Lieferanten an. Gute Arbeit wird mit einem Prämiensystem honoriert. Dafür bestimmt der Abnehmer aber auch, was im Rebberg läuft. Auch im Keller geht nichts über Qualität. «Ich kann in jedem Bereich des Unternehmens auf talentierte Leute zählen», sagt er. Hinzu kommt die langjährige Erfahrung seines Önologen, der seit 1991 an Bord ist. «Gemeinsam wollen wir jedes Jahr noch besser werden», sagt Mathier. Sich selber bezeichnet er als Maniac. «Ich bin ein Besessener.» Das mache ihn zum grössten Kritiker des eigenen Betriebs. «Wir sind noch nicht da, wo man sein könnte», ist er überzeugt. Und liefert einen Vergleich am Matterhorn (4478 m). «2007, beim ersten Titel als Winzer des Jahres, waren wir auf 2500m, 2011 auf
3000m, jetzt sind wir auf 4000 m angelangt.» Das Ziel, «aus unseren Säften das Bestmögliche herauszuholen», ist also noch nicht ganz erreicht. Die Leidenschaft des Teams, die grosse Erfahrung der Vorgänger und das stets weiterentwickelte eigene Wissen im Vergleich mit den Allerbesten lässt noch eine Steigerung zu. «Der perfekte Wein ist eine Symbiose aus Mensch und Natur.» Das Wallis bezeichnet Mathier für Topweine als prädestiniert. Die Ost-West-Richtung des Tals beschert viele Südlagen mit idealer Sonnenbestrahlung, der Boden eignet sich in seiner Vielfalt (Kalk, Schiefer, Kies, Granit, Lehm) für verschiedenste Rebsorten. Die Steppenlandschaft helfe ebenfalls. «Die Rebe ist keine Wasserpflanze. Auf kargem Boden bringt sie die besten Früchte.» Die ideale Lage habe sich von südlicheren Breiten zu uns verschoben, ist Mathier überzeugt. Das helfe, die Walliser Weine näher an die Weltspitze heranzuführen. Davon seien die hiesigen Spitzenprodukte noch rund 15 Prozent entfernt, bezüglich Preis zwischen 70 und 100 Prozent. Diego Mathier übernahm nach dem Wirtschaftsstudium in St. Gallen als Basis vor 18 Jahren den elterlichen Betrieb. Seine beiden älteren Brüder befassen sich ebenfalls professionell mit Wein. Den Namen von Vater Adrian liess er bewusst im Firmenschriftzug.
«Ich konnte und kann von ihm bis heute sehr viel profitieren. Wir stehen praktisch jeden Tag in Kontakt.» Mutter Rosmarie leistete ihren Beitrag über viele Jahre an der Verkaufsfront. Vom dritten Titel des Sohnes als Winzer des Jahres erfuhren sie auf einer Reise durch Thailand. tr