Mineralität

Als mineralisch werden Weine bezeichnet, die ein charakteristisches, an Mineralien erinnerndes Mundgefühl oder eine entsprechende Geschmacksausprägung aufweisen

Es gibt wohl kaum einen zweiten Begriff, der in der Welt der Weine und deren Geschmacksbestimmung derzeit so heiss diskutiert wird wie «Mineralisch». Und es scheint bei den Lagern der Befürworter und der Ablehner auch keinerlei Grauzone zu geben. Dabei ist der Begriff Mineralität an sich schon problematisch, denn qua Duden gibt es dieses Wort gar nicht in der deutschen Sprache. Vielmehr wurde es wohl dem englischen Wort «minerality» entlehnt. Und auch die Tatsache, dass ein Wein auf steinigem Boden gedeiht, ist allein noch lange kein Garant dafür, dass es sich auch um einen mineralischen Wein handelt. Es gibt immerhin Weine, welche auf Lehmböden heranwachsen, die bedeutend mineralischer daherkommen. Der Spruch «Aus Stein wird Wein» kann so also nicht stehen gelassen werden.

Aber wo und wie gibt es eine plausible Erklärung für dieses Phänomen, mit dem der Geschmack eines Weines neben Süsse, Säure, Alkohol und Fruchtaromen gerne beschrieben wird? Wir nehmen es vorweg: es gibt weder eine einheitliche Definition noch einen wissenschaftlichen Konsens darüber, was genau mit Mineralität gemeint ist. Es bleibt ein hochindividuell zu verwendender Begriff.

Natürlich wird gerne angenommen, dass Mineralität auf den Einfluss des Bodens, auf dem die Reben wachsen, zurückzuführen ist. Die Wurzeln der Reben nehmen Mineralstoffe aus dem Boden auf, und einige dieser Mineralien könn(t)en sich im Wein widerspiegeln. Obschon diese in so geringen Mengen im Wein vorkommen, dass sie geschmacklich kaum auffallen können. Bestimmte Bodentypen, wie zum Beispiel kalkhaltige oder schieferhaltige Böden, werden zudem gerne oft mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von mineralischen Noten im Wein in Verbindung gebracht.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die genaue Ursache für mineralische Aromen im Wein nicht vollständig verstanden ist. Einige Studien deuten darauf hin, dass sie nicht direkt aus dem Boden stammen, sondern durch komplexe chemische Reaktionen während des Weinherstellungsprozesses entstehen können. Es wird auch vermutet, dass Hefe und Mikroorganismen während der Gärung eine Rolle bei der Entwicklung von mineralischen Aromen spielen können. Dies erscheint als der plausibelste Ansatz, den Begriff Mineralität zu erklären. Dies gilt umso mehr, wenn man weiss, dass Minerale geruchsfrei sind – und zwar ausnahmslos. Schmeckbare Mineralität ist zudem eigentlich nur die gewisse Salzigkeit, welche vielen Weinen nachgesagt wird, die als mineralisch beschrieben werden.

Es ist folglich wichtig festzuhalten, dass der Begriff «Mineralität» subjektiv ist und von Person zu Person unterschiedlich wahrgenommen wird. Ein Wein, der von einer Person als mineralisch empfunden wird, kann für eine andere Person möglicherweise nicht die gleiche Wahrnehmung vermitteln. Mineralität im Wein ist also eher eine Beschreibung für eine bestimmte sensorische Erfahrung als ein objektiv messbares Merkmal.