Wein richtig zu beurteilen braucht sicherlich ein wenig Erfahrung, ist aber auch kein Buch mit sieben Siegeln, welches einem für immer verschlossen bleiben muss. Und wie bei allem im Leben gilt auch beim Wein beurteilen, dass Übung den Meister macht. Und Wein beurteilen macht in Gesellschaft übrigens nicht nur mehr Spass, sondern kann auch deutlich inspirierender sein. Also, warum organisieren Sie nicht einfach mal ein zwangloses Treffen unter Freunden und wählen einige Flaschen Wein aus, die gemeinsam verkostet und bewertet werden sollen. Wenn Sie auf diesem Terrain neu unterwegs sind, winken nicht nur neue Erkenntnisse sondern garantiert auch gute Gespräche, ein genussreich-unterhaltsamer Abend und vielleicht entdecken Sie ja auch die eine oder andere neue Liebe. Wir sprechen natürlich von der Zuneigung zu einem neuen Lieblingstropfen.
Bei der richtigen und objektiven Beurteilung von Wein sind zwei verschiedene Ebenen zu berücksichtigen. Da wären zum einen die vier Bewertungskriterien Aussehen, Geruch, Geschmack und Gesamteindruck des Weines. Zum anderen braucht es ein objektives Bewertungssystem. In Europa ist das sogenannte 20-Punkte-System am weitesten verbreitet.
Und wer es beim Wein beurteilen noch etwas genauer nehmen möchte, der kann sich auch die nachfolgenden Empfehlungen zu Herzen nehmen: Die menschlichen Sinnesorgane sind im Verlaufe des Vormittags noch in «frischer» Verfassung und damit für Gerüche und Geschmäcker am besten aufnahmefähig. Es liegt ausserdem auf der Hand, dass ein Schnupfen oder übermässiges Parfum die Riechfähigkeit genauso beeinträchtigt, wie scharfe oder stark gewürzte Speisen, Kaffee, saure Früchte oder Tabak-Genussmittel die Geschmacksempfindung nachhaltig negativ beeinflussen. Auch das Umfeld ist nicht unwichtig, wenn es darum geht, einen Wein zu beurteilen. Der Raum sollte weder zu warm noch zu kalt sein, als ideal gelten 20° Raumtemperatur und es sollte eine gute Beleuchtung sichergestellt sein. Idealer Weise hat der Tisch, an dem Sie Wein beurteilen werden, eine weisse Farbe, vor der sich der Wein am kontrastreichsten abhebt. Und wenn Sie dann noch die Faustregel trocken vor süss, jung vor alt und geringere vor grossen Weinen beachten sowie Papier und Stift bereitgelegt haben, können Sie Ihre Sinne noch einmal schärfen und mit dem Beurteilen von Wein auch schon loslegen.
Beurteilen Sie zunächst das Aussehen, unterteilt nach der Farbe sowie der Klarheit / Reinheit. Sie können je Kriterium bis zu zwei Punkte vergeben. Danach kommt die Nase zum Einsatz. Beurteilen Sie den Geruch. Bis zu vier Punkte sind möglich. Anschliessend, und manch einer mag meinen «endlich», darf der Wein verkostet werden. Beim Geschmack vergeben Sie bis zu sieben Punkte. Und zu guter Letzt gilt es noch, den Gesamteindruck des Weines zu beurteilen. Hier geht es um die Harmonie, die Finesse und den Abgang. Maximal fünf Punkte gilt es zu vergeben. Das detaillierte Bewertungsschema entnehmen Sie der unten stehenden Übersicht.
Wenn Sie den Wein beurteilen, zählen Sie anschliessend die vergebenen Punkte zusammen und wissen sofort, ob es sich um einen guten, einen sehr guten, einen ausgezeichneten oder gar aussergewöhnlichen oder vielleicht doch nur um einen zufriedenstellenden oder gar fehlerhaften Wein handelt.
Die Kriterien des 20-Punkte-Bewertungs-Schemas:
Farbe, max. 2 Punkte:
Klarheit und Reinheit, max. 2 Punkte:
Geruch (Duft, Blume, Bukett), max. 4 Punkte:
Geschmack (Körper, Extrakt, Süsse, Säure, Tanninstruktur) max. 7 Punkte:
Gesamteindruck (Harmonie, Finesse, Abgang), max. 5 Punkte:
Weine welche bei der Beurteilung eine Note von 10 Punkten oder weniger erhalten haben gelten gemeinhin als fehlerhaft und nicht geniessbar. Weine mit einer Note zwischen 10 und 12 Punkten werden als nicht zufriedenstellend eingestuft. 12 bis 14 Punkte bedeuten, dass Sie einen guten Wein vor sich stehen haben. Bei einer Beurteilung mit 14 bis 16 Punkten handelt es sich um einen sehr guten Wein. Weine, die sich mehr als 16 Punkte verdient haben gelten als ausgezeichnete Gewächse und ab 18 Punkten spricht man von Spitzenqualitäten. Ganz vereinzelt kommt es sogar vor, dass aussergewöhnliche Spitzenqualitäten mit der Note 21/20 bewertet werden.