Autochthone Rebsorten

Autochthon leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet so viel wie einheimisch, eingeboren, hier entstanden. Bezeichnet werden damit alle Formen indigener biologischer Arten, die bereits seit langer Zeit und vor allem ohne jedes menschliches Zutun in einer Region ansässig sind.

Dabei handelt es sich um Arten, welche sich im Laufe der Jahrhunderte evolutionär gebildet haben und in ihrem Ursprungsgebiet beheimatet sind. Das Gegenteil sind die so genannten allochthonen, oder auch gebietsfremden Sorten. Sie wurden von Menschenhand in Gebieten angesiedelt, in denen sie ursprünglich nicht anzutreffen waren.

Ein Wein wird demnach als autochthon oder einheimisch bzw. gebietstypisch bezeichnet, wenn die verwendeten Trauben bzw. Rebsorten in diesem Gebiet heimisch sind und dort ihren Ursprung haben. 

Grundsätzlich ist die Weinrebe eine Pflanze, die gerne und leicht mutiert. Der frühere Brauch, verschiedene Rebsorten in ein und demselben Weinberg anzupflanzen. Führte dazu, dass sich weltweit mehr als 10'000 verschiedene Rebsorten natürlich und regional entwickeln konnten. Seitdem im Weinbau allerdings die Entwicklung zugenommen hat, Rebsorten in den Weinbergen nur noch sortenrein zu pflanzen und das Klonen weitestgehend den Rebschulen überlassen wird, ist die Zahl der angebauten Sorten immer weiter zurückgegangen.

Seit einigen Jahren wird den autochthonen Rebsorten aber wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, und die aus ihnen gewonnenen Weine haben sich zu echten Spezialitäten der jeweiligen Region entwickelt. So zählen zu den autochthonen Walliser Rebsorten der Humagne blanche, der Petite Arvine, der Amigne, der Humagne rouge und der Cornalin. Der Humagne blanche wird seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts im Wallis angebaut, stammt aber wohl von einer Sorte ab, welche auch im Südwesten Frankreichs zum Einsatz kommt. Der Petite Arvine kann auf eine stolze, mehr als 400 Jahre andauernde Geschichte im Wallis zurückblicken, wohingegen der Amigne seinen Ursprung sogar komplett im Wallis hat, wie Analysen unlängst ergeben haben. Der Humagne rouge fand im Jahr 1900 in der Gemeinde Fully erstmals schriftliche Erwähnung und die hochsensible Cornalin-Traube ist, wie der Humagne blanche, ebenfalls bereits seit dem 14. Jahrhundert im Wallis ansässig.