Der oxidative Ausbau von Wein ist ein Prozess, bei dem der Wein bewusst oxidativen Bedingungen ausgesetzt wird, um spezifische Aromen und Geschmacksprofile zu entwickeln. Dieser Ausbau kann sowohl während der Gärung als auch während der Lagerung stattfinden und ist vor allem bei einigen traditionellen Weinsorten weit verbreitet. Während des oxidativen Ausbaus interagiert der Wein mit Sauerstoff, der ihm während des Reifungsprozesses zugeführt wird. Dieser Kontakt ermöglicht eine langsame Oxidation des Weins und führt zu chemischen Veränderungen. Dabei können Aromen von Nüssen, getrockneten Früchten, Karamell, Honig und Gewürzen entstehen. Diese Aromen verleihen dem Wein eine besondere Komplexität und Tiefe.
Um den oxidativen Ausbau zu fördern, wird der Wein oft in speziellen Behältern wie Eichenfässern oder Glaskolben gelagert, die eine gewisse Menge an Sauerstoffzufuhr ermöglichen. Diese Behälter ermöglichen es dem Wein, allmählich mit Sauerstoff zu reagieren und die gewünschten Aromen zu entwickeln. Bei einigen Weinen wird auch ein Schleier aus Hefen oder «Flor» auf der Oberfläche des Weins erzeugt, der eine Schutzschicht bildet und den oxidativen Prozess kontrolliert. Der oxidative Ausbau wird oft bei bestimmten Weinsorten angewendet, wie beispielsweise bei Sherry, Madeira und einigen Portweinen. Diese Weine werden bewusst oxidativ hergestellt, um ihren charakteristischen Stil und ihre Aromen zu erreichen. Der oxidative Ausbau kann jedoch auch bei anderen Weinsorten eingesetzt werden, um spezifische sensorische Profile zu erzielen.
Es ist wichtig zu beachten, dass der oxidative Ausbau nicht für alle Weine geeignet ist. Einige Weinsorten, insbesondere solche, die frisch und fruchtig sein sollen, profitieren von einem reduzierten Kontakt mit Sauerstoff, um ihre Frische und Lebendigkeit zu bewahren. In diesem Fall ist von dem sogenannten reduktiven Ausbau die Rede. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem der Kontakt des Weins mit Sauerstoff minimiert wird, um die bereits erwähnten frischen, fruchtigen Aromen zu bewahren und eine Oxidation zu verhindern. Im Gegensatz zum oxidativen Ausbau zielt der reduktive Ausbau darauf ab, die Frische und Primäraromen des Weins zu erhalten.
Während des reduktiven Ausbaus werden verschiedene Massnahmen ergriffen, um den Sauerstoffkontakt zu minimieren. Die Verwendung von luftdichten Behältern wie Edelstahltanks oder inertem Gas (wie Stickstoff oder Kohlendioxid) hilft, den Eintritt von Sauerstoff zu verhindern. Zusätzlich werden manchmal spezielle Schutzschichten wie Schwefeldioxid oder spezielle Enzyme verwendet, um den oxidativen Prozess weiter zu hemmen.
Der reduktive Ausbau ist besonders für Weinsorten geeignet, die ihre Frische und fruchtigen Charakter bewahren sollen. Weissweine, insbesondere solche aus aromatischen Sorten wie Sauvignon Blanc oder Riesling, profitieren von dieser Methode, da sie so ihre lebendigen Aromen von Zitrusfrüchten, exotischen Früchten und Blüten bewahren können. Auch junge, frische Rotweine können vom reduktiven Ausbau profitieren, um ihre fruchtigen Beerenaromen zu betonen.
Darüber hinaus wird der reduktive Ausbau oft bei der Herstellung von Schaumweinen angewendet. Bei der zweiten Gärung in der Flasche, wie es beim traditionellen Champagnerverfahren der Fall ist, wird der Wein unter Druck abgedichtet. Dadurch wird der Sauerstoffkontakt minimiert und die frischen, fruchtigen Aromen des Weins bewahrt. Der reduktive Ausbau kann aber auch seine Herausforderungen mit sich bringen. Wenn die Kontrolle des Sauerstoffgehalts zu stark ist, kann der Wein einen unerwünschten schwefligen Geruch oder Geschmack entwickeln, der als reduktiver Fehler bekannt ist. Daher ist es entscheidend, die richtige Balance zwischen reduktivem Schutz und der Erhaltung der aromatischen Intensität des Weins zu finden.