Weinwelt

Dass (zu viel) Wein trinken gefährlich sein kann, ist heutzutage offenkundig. Denn der übermässige Konsum von Alkohol ist für unsere Gesundheit nicht förderlich. Im alten Rom konnte der Genuss von Wein bereits dann tödlich sein, wenn man sogar nur einen winzigen Schluck des edlen Rebensaftes zu sich genommen hatte. Frauen aus ehrbarem Hause war es nämlich strengstens verboten, Wein zu trinken. Kam der Verdacht auf, dass sich die eine oder die andere über dieses Verbot hinweggesetzt hatte, wurde einem Verwandten aufgetragen, der Dame einen Kuss auf den Mund zu drücken. Wurde dabei der Geschmack von Wein entdeckt, war es um die Römerin geschehen – als Sanktion wartete die Todesstrafe auf sie.

Die Qual der Wahl, welchen Wein man gerne degustieren wollen würde, hat man im weltweit grössten Weinkeller von Milestii Mici im moldawischen Cricova. In einem unterirdischen Stollensystem mit einer Länge von mehr als 120km lagern auf einer Fläche von rund 53 Hektar nicht weniger als 1,2 Millionen Flaschen Wein. Eine Weinwelt der Extraklasse, in die sich bereits der ehemalige russische Präsident Nikita Chruschtschow einführen liess. Das rund 100m unter der Erdoberfläche gelegene Stollensystem ist so weit verzweigt, dass die Gänge die Namen von bedeutsamen Rebsorten tragen, um die Orientierung zu erleichtern.

Der kleinste Korkenzieher der Weinwelt ist im zusammengeklappten Zustand gerade einmal 7cm lang und 7mm breit. Er passt perfekt an den Schlüsselanhänger und garantiert, dass Sie in sprichwörtlich jeder Lebenslage nie auf einen guten Tropfen Wein verzichten brauchen.

Noch mehr – im wahrsten Sinne des Wortes – Grossartiges aus der Weinwelt gibt es im deutschen Bad Dürkheim im Weinbaugebiet Pfalz zu bewundern. Dort steht das grösste Weinfass der Welt, welches im Jahr 1934 mit dem Holz von 200 Tannen, die eine Höhe von 40m aufwiesen, erbaut wurde. Mit einem Durchmesser von 13,5m würde es nicht weniger als 1,7 Millionen Liter Wein fassen. Stattdessen beherbergt es heute ein Restaurant, indem man sich kulinarisch verwöhnen lassen kann. Tischreservation vorab dringend empfohlen.

Und natürlich kommt man bei Kuriosem aus der Weinwelt auch nicht um die grösste Weinflasche der Welt herum. Geht es um das Exemplar, welches aus Kunststoff hergestellt wurde, so braucht man in der Schweiz nicht ganz so weit reisen. In Lyssach steht im Showroom eines Autohändlers eine 4,17m hohe Flasche mit einem Durchmesser von 1,21m, welche mit 3.094 Litern Wein gefüllt ist. Für die grösste gläserne Weinflasche der Welt müssen wir zu unseren österreichischen Freunden reisen. Im Restaurant Engel Wang Fu in Lustenau kann man in einem eigens für die Flasche hergestellten gläsernen Weinkühlschrank eine 2,99m hohe Weinflasche aus Glas bewundern. Sie wiegt leer 770kg und wurde mit 1'590 Litern Wein gefüllt, der vor einigen Jahren anlässlich eines Grossevents serviert wurde.

Etwas grösser muss auch der Koffer gewesen sein, in dem der amerikanische Unternehmer Don Steiner das Geld für seine am 6. November 2021 erworbene Weinflasche transportiert hat. Auf einer Auktion erwarb er eine Methusalem – eine Flasche, die 6 Liter Wein fasst. Der Cabernet Sauvignon vom Weingut The Setting Wines war dem Unternehmer eine ganze Million US Dollar wert.

Wieviel der älteste trinkbare Weisswein der Welt wert ist, ist unbekannt. Fakt ist aber, dass man ihn auf einer Führung durch das Weingut «Bürgerspital» im fränkischen Würzburg in Deutschland zumindest zu Gesicht bekommen kann. Die letzte Flasche des Steinweins, welcher aus der Steillage Stein oberhalb von Würzburg stammt, wurde im legendären Jahr 1540 abgefüllt. Dieser Jahrgang gilt bis heute als Jahrtausendwein. Niemand Geringerem als dem weltweit bekannten Weinkritiker Hugh Johnson und einem kleinen Kreis ausgewählter Weinliebhaber war es vergönnt, die vorletzte Flasche dieses Weines im Jahr 1961 zu verkosten. Hugh Johnson schrieb dazu später in seinem Buch «Hugh Johnsons Wein-Geschichte»:

«Die vielleicht älteste Flasche Wein, die je (mit Genuss) getrunken wurde – sie war 421 Jahre alt – wurde 1961 in London entkorkt. Es war ein Steinwein, also ein Wein aus der steilen Lage Stein oberhalb von Würzburg, der schönen Barockstadt am Main. ... der 1540er Würzburger Stein war noch lebendig. Nichts hatte mir bis dahin so klar vor Augen geführt, dass Wein wahrhaftig ein lebendiger Organismus ist, denn diese braune madeiraähnliche Flüssigkeit vor mir hielt noch immer die aktiven Lebenselemente in sich fest, die sie von der Sonne jenes längst vergangenen Sommers in sich aufgenommen hatte. Auf nur schwer fassbare Weise ließ dieser Wein sogar seinen deutschen Ursprung ahnen. Etwa zwei Schlucke konnten wir von der jahrhundertealten Substanz nehmen, ehe sie durch die Berührung mit der Luft verging, ihren Geist aufgab.»