Weinfanatic

Ein Ambassadeur – üs Salgesch!

Für weinfanatic: Mladen Tomic

Wallis – Galaxie für sich
Das Wallis. Unendliche Weiten. Bergflanken. Wilde Seitentäler. Serpentinenstrassen. Monsieur Constantin. «Sion 2002», 2006, 2026 und dann wohl 20XX. Ein grünes fruchtbares Band im Talboden und damit intakte Bedingungen für Weinbau. Könnte man allgemein annehm-en. Fakt ist, dass die Wein-bauern zumindest im Mittel- und Oberlauf der Rhône jeden Flecken Land der Natur und zum Teil schroffem Fels abring-en müssen. Dadurch ist vielfach eine Landschaft entstanden, die anderen weltberühmten Fluss-weinbaugebieten, wie Douro oder dem Moseltal in puncto Schönheit in nichts nachsteht.

In dieser Landschaft eingebettet ist das Winzerdorf Salgesch mit seinen dutzenden kleinen und kleinsten Weinbau-betrieben. «Ein paar Hektar da, noch ein Hektar dort» werden von den Bauern bewirtschaftet und vielfach selbst gekeltert. In Familienbetrieben die Jahr-zehnte oder teilweise sogar Jahrhunderte alt sind.

Diego – Weinhand Gottes
Eines der bekanntesten und grössten Betriebe ist das Wein-gut von Diego Mathier [85 Hektar eigene Reben]. In den letzten etwas mehr als zehn Jahren hat es der Bergwinzer verstanden, vielen seinen Ko-llegen in den nördlichen Re-gionen der Schweiz eins ums andere Mal die Rückenlichter zu zeigen.
Sein Steckenpferd ist – wie oft im Wallis – die Traubensorte «Pinot Noir». Mit seinen Réserve-, Lagen- oder Grand Cru-Varianten der Trauben-zicke fand er den Zugang zu den Weinverkostern und damit auch zu den Konsumenten [viel-leicht auch anders herum!]. Sein Pinot Noir «Ambassa-deur» erzielt Jahr um Jahr geradezu fabelhafte Bewert-ungen. Seit er damit nun auch mehrmals den «Mondial des Pinots» gewinnen konnte, misst sich das Flaggschiff von Diego Mathier mit den besten Pinot-Preziosen der Welt.

Ambassadeur – Paradewein
Bei dieser Vertikalverkostung widmeten sich fast ein Dutzend Weinliebhaber genau jenem Wein der über Salgesch, die Kantonsgrenzen, ja sogar über die Schweiz hinaus für Furore sorgen kann und es zuweilen auch tut. Zur Probe standen die Jahrgänge 1995 bis 2016 [fast durchgehend!] gut gekühlt in der brütend heissen «Stube» bereit.
Mein persönlicher bisheriger Eindruck des «Ambassadeur» ist der eines wahren Schweizer Paradeweins. Ein Tropfen mit Finess, Eleganz und Tiefe. Da Diego Mathier es versteht, aus jedem Jahrgang das Maximum herauszuholen und jedem Am-bassadeur seine Pinot-eigene Typizität zu geben vermag, verzichte ich in den «Verkost-ungsnotizen» auf die Auf-zählung von Früchten, Ge-müsen, Gewürzen und sonst-igen Aromen, welche dem Pinot normalerweise eigen sind. Bei den unterschiedlichen Jahr-gängen konzentrierte ich mich auf spezielle Eigenschaften, Merkmale oder Aromanuancen die erwähnenswert waren. In einem Satz. Pro Jahrgang ergibt dies quasi einen «Elevator-Pitch».

Fazit
Die Vertikale des besten Pferd-chens im grossen Weinstall von Diego Mathier hat drei inein-ander verschachtelte Findings zu Tage gefördert. Erstens: Der Ambassadeur bietet viel Ver-gnügen und tolle Sinnesfreu-den. Zweitens: Es zeigte sich eindeutig, dass der «Genuss-pass» der Weine seinen Schei-telpunkt irgendwo zwischen 7 und 10 Jahren hat. Die Preziosen können aber teil-weise – wie vor allem der Jahrgang 1998 beweist – sehr gut reifen. Aber: Bei Jahr-gängen die älter als 10 Jahre sind, war es ein wenig wie
Lotterie, ob er überlebt hatte oder nicht. Drittens: Den grössten Spassfaktor boten die Weine, die 2 – 5 Jahre auf dem Buckel hatten. Da hat man jeweils ein Maul voll Wein und Freude an der Lebendigkeit der Preziosen.

Der Ambassadeur hat für mich einen [subjektiven] optimalen Genuss-Lebenszyklus von 10 Jahren. Damit stellt sich für mich die Frage, ob man bei Neuholz zurückhaltender sein sollte? Ich glaube, etwas weniger «Boost» täte ihm sehr gut. Und trotzdem würde er nichts von