Burgkirche St.Romanus

Burgkirche St. Romanus in Raron – eine trutzige Burgkirche dient als letzte Ruhestätte Rilkes

Wer von Salgesch aus ins Oberwallis aufbricht, dem sticht auf seiner Fahrt am Südausläufer der Berner Alpen schon bald einmal ein Bauwerk ins Auge, bei dem man nicht selten und leicht verwundert ein zweites Mal hinschauen muss. Die Rede ist von der Burgkirche Raron. Nicht etwa, dass die Kirche etwas Spezielles oder etwas besonders Auffälliges an sich hätte. Es ist vielmehr die Lage, welche den Betrachter an diesem exponierten Ort eher ein anderes Gebäude vermuten liesse. Ein zweiter Blick auf die genaue Bezeichnung der Kirche bestätigt einen denn auch, dass auf diesem markanten Felsplateau einst eine Burg gestanden haben muss. Die Burgkirche St. Romanus zu Raron, welche geradezu über dem Rhonetal zu schweben scheint, ist schon von weitem mit blossen Auge zu erkennen. Sie ist nicht nur das Wahrzeichen von Raron, sondern zählt auch zu einem der bedeutendsten Baudenkmäler der Schweiz überhaupt. Und so ganz nebenbei ist sie auch noch die letzte Ruhestätte des deutschen Dichters Rainer Maria Rilke (geboren 4.12.1875 in Prag, gestorben 29. Dezember 1926 nahe Montreux). 

Das gleichnamige Dorf ist denn auch sichtlich stolz auf diese kulturhistorisch wertvolle Stätte und führt den Beinamen Rilkedorf. Aber wie kam die Kirche nun auf dieses felsige Plateau, wo sie am Anfang einer Felsnase liegt, welche weit ins Tal hineinragt?

Zu Beginn und am Ende des 15. Jahrhunderts war der Bietschbach wiederholt über seine Ufer getreten. Die Folge waren heftige Überschwemmungen, welche vor allem auch erhebliche Beschädigungen der Dorfkirche unten «auf dem Biel» zur Folge hatte. Auf die Initiative des damaligen Bischofs und späteren Kardinals Matthäus Schiner hin, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts entschieden, den Neubau der Kirche auf den ehemaligen Burghügel zu verlegen.

Die einst mittelalterliche Burganlage, welche hier gestanden haben muss, war von einer unregelmässig verlaufenden, wehrhaften Ringmauer umgeben. Betreten wurde die Anlage von einer bergseitig gelegenen Toranlage. Es gibt zwar keine weiteren überlieferten Details zu dieser aus dem 11. oder frühen 12. Jahrhundert stammenden Anlage. Allein der nicht unerhebliche Innenraum lässt vermuten, dass es sich vermutlich nur um eine zeitlich vorübergehend benutzte Fluchtburg mit einfachen Holzbauten gehandelt haben könnte.

Der aus dem Piemont stammende und seinerzeit hoch angesehene Baumeister Ulrich Ruffiner wurde in der Zeit von 1512 bis 1518 mit dem Bau einer der eindrücklichsten spätgotischen Kirchenbauten der Schweiz beauftragt. Hierfür nutzte er unter anderem auch einen alten befestigten Wohnbau aus dem 14. Jahrhundert, den er im Rahmen des Neubaus in das Kirchenschiff umwandelte. Während er an der Ostwand einen mehreckigen Chorbau mit Netz- und angegliederten Sterngewölben samt Glockenturm hinzufügte, wurde das Innere des modifizierten Kirchenschiffs durch zwei imposante Pfeiler gegliedert. Hier finden sich auch heute noch beeindruckende Freskenmalereien, von denen insbesondere die Darstellung des Totentanzes beim Jüngsten Gerichts besondere Berühmtheit erlangt hat.

Rainer Maria Rilke, der seinen letzten Lebensabschnitt in Siders verbrachte und zuletzt aufgrund seiner Leukämie im Sanatorium Valmont bei Montreux weilte, wo er dann auch verstarb, wählte schon frühzeitig diesen mystischen Ort am Fusse der Burgkirche als letzte Ruhestätte. Der international bekannte Lyriker gilt als einer der prominentesten Vertreter der literarischen Moderne. Neben seinen Aufsätzen zu Kunst und Kultur, etlichen Erzählungen und einem Roman gilt insbesondere seine umfangreiche Briefkorrespondenz als wichtiger Bestandteil seines literarischen Schaffens. Für seinen Grabstein hatte er selben einen Spruch verfasst, der dem Besucher auch heute noch entgegenprangt: «Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter so viel Lidern.»

Das Gelände um die Burgkirche herum beherbergt ausserdem auch noch einen mittelalterlichen Wohnturm aus dem 12. Jahrhundert, der als strenger Quaderbau der am besten erhaltene romanisch Profanbau im Wallis darstellt. Im alten Pfarrhaus, welches nördlich neben der Kirche steht, befindet sich heute das «Museum auf der Burg».

Die Burgkirche selber kann nicht mit dem Auto angefahren werden. Wer seinen Wagen unten im Dorf abgestellt hat, der muss einen kurzen aber steilen Anstieg bewältigen, um zur Kirche hinauf zu gelangen. Nach der Besichtigung der Anlage kann der Ausflug noch um einen gemütlichen Spaziergang Richtung Osten auf dem unbefestigten Fahrweg nach St. German erweitert werden. Neben einer Wasserleiten passiert man auch eine Kapelle und geniesst von unterwegs den uneingeschränkten Blick hinunter ins Rhonetal und auf die Gipfel der Walliser Alpen.

Anreise

Vom BnB Vino Veritas des dreifachen besten Schweizer Winzers der Jahre 2018, 2011 und 2007, Diego Mathier, in Salgesch fahren Sie Richtung Osten nach Susten. Dort folgen Sie der Ausschilderung Richtung Autobahn A9 nach Visp/Brig. Im weiteren Verlauf der Strasse nach Osten kommen Sie nach Raron. Im Ort verlassen Sie den Kreisverkehr der Kantonsstrasse in der 3. Ausfahrt und folgen der Ausschilderung zur Kirche. Die Fahrtzeit beträgt gut 20 Minuten.

Mit der Regionalbahn (Richtung Brig) sind es inklusive Fussweg vom Bahnhof Raron bis hinauf zur Burgkirche St. Romanus Raron rund 35 Minuten, die für die Anreise einkalkuliert werden müssen.

FAQ:

Wann wurde die Burgkirche St. Romanus Raron erbaut?

Die Burgkirche Raron wurde in der Zeit von 1512 bis 1518 erbaut.

Wer wurde an der Südseite der Burgkirche St. Romanus Raron begraben?

Der Lyriker Rainer Maria Rilke wählte die Burgkirche St. Romanus Raron als letzte Ruhestätte.

Was ist so besonders an der Burgkirche St. Romanus Raron?

Die Burgkirche St. Romanus Raron liegt, wie der Name schon sagt, einer Burg gleich auf einem schroffen Felsplateau, wo im Mittelalter eine Fluchtburg stand.