Bevor Wein überhaupt in Flaschen abgefüllt und verkauft wurde, lagerte man den edlen Rebensaft in der Regel in Fässern und Bottichen. Serviert wurde er in Krügen aus Metall oder Keramik. Und wer kennt nicht auch das Bild vom Wein, der in Schläuchen gehandelt wurde. All das nahm ein Ende, nachdem im Laufe des 17. Jahrhunderts die Glasflasche aufkam, welche sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum zum am weitesten verbreiteten Behälter für Wein etablierte.
Der Grund hierfür liegt quasi auf der Hand: Glas ist chemisch neutral und eignet sich somit ideal als Behälter von Flüssigkeiten. Hinzukam, dass Ende des 17. Jahrhunderts auch der Korken erfunden wurde. Der Wein wurde länger haltbar und konnte in der Flasche sogar noch weiter reifen, ohne das Risiko der Oxidation einzugehen, oder dass der Wein den Geschmack des Behälters annehmen konnte.
Mit der Zeit wurden unterschiedlichste Flaschengrössen entwickelt, von denen die 0,75l Flasche seit dem Jahr 1977 der EU-Norm entspricht und als Standardgrösse am weitesten verbreitet ist. Man trifft aber auch heute noch in der Schweiz auf 0,7l und vereinzelt sogar auf 0,8l Flaschen.
Die Flaschengrössen beginnen bei 0,375l, oftmals auch als halbe Flasche bezeichnet. Sie kommt häufig bei Dessertweinen zum Einsatz.
Ihr folgt die 0,75l Flasche, welche der heutige, weltweite Standard ist. Um zu verstehen, warum es exakt ein Dreiviertelliter ist, muss man einen Blick zurück in die Geschichte werfen. Das Mass verdanken wir im Wesentlichen den Engländern, die vorzugsweise Weine aus dem Bordeaux erwarben. In England galt die imperiale Gallone, welche exakt 4,54609 Liter fasst. Damit der Handel einfacher abgewickelt wurde, verständigte man sich darauf, dass der Transport von Wein in 225 Liter fassenden Barriquefässern erfolgen sollte. Diese entsprachen umgerechnet rund 50 Gallonen. Damit das Ganze auch auf französischer Seite vereinfacht abgewickelt werden konnte, beinhaltete das Barriquefass ein Volumen, dass exakt 300 Flaschen à 0,75 Liter enthielt. Und so ist auch erklärt, warum und wie das Barriquefass-Mass von 225l entstand (im Gegensatz zu 227 Liter Fässern aus dem Burgund). Flaschen mit einem Volumen von 0,75 Liter eignen sich übrigens sehr gut, wenn man einen Wein zunächst einmal kennenlernen möchte – siehe hierzu im Vergleich auch das nächst grössere Flaschenformat.
Flaschen, die das doppelte Fassungsvermögen einer 0,75l Flasche haben, werden als Magnumflasche bezeichnet. Das Wort Magnus leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie «gross». Weinliebhaber bevorzugen Magnumflaschen, da diese aufgrund des dickeren Glases nicht nur weniger Licht durchlassen sondern auch weniger Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Die begünstigt eine langsamere Alterung des Rebsaftes, so dass dieses Format hervorragend für die Lagerung von Qualitätsweinen geeignet ist. Die Magnumflasche macht sich zudem stets sehr gut als repräsentatives Geschenk.
Die Tatsache, dass alle folgenden Flaschengrössen ausnahmslos Namen biblischen Ursprungs tragen, ist nicht auf den göttlichen Inhalt sondern vielmehr auf die Bedeutung der Kirche bei der Erzeugung (wohl aber auch beim Konsum) der Weine zurückzuführen.
Die Doppelmagnumflasche, welche 3 Liter Wein fasst, wird Jeroboam genannt. Der Name geht zurück auf zwei gleichnamige israelische Könige, die um 1000 v. Christus lebten und regierten.
Die 4,5 Liter Flasche, was 6 Flaschen à 0,75l entspricht, wird Rehoboam genannt. Rehabeam war einst der König von Juda und soll laut biblicher Überlieferung gar der Sohn von König Salomon gewesen sein.
So alt wie Methusalem… ganz sicher nicht, weil die gleichnamige Person aus dem Alten Testament, welche sage und schreibe ganze 969 Jahre gelebt haben soll, regelmässig 6 Liter Wein zu sich genommen haben wird. Aber die Methusalem-Flasche fasst 8 Flaschen à 0,75 Liter, was exakt 6 Litern Fassungsvermögen entspricht.
Das nächste grössere Flaschenmass ist die 9 Liter Flasche mit dem stolzen Namen Salmanazar. Sie fasst 12 Flaschen Wein à 0,75 Liter und geht auf den Namen fünf assyrischer Könige zurück.
Ihr folgt die Balthasar-Falsche, deren Namengeber einer der berühmten Heiligen Drei Könige. Mit 12 Litern fasst sie nicht weniger als 16 Standardflaschen Wein à 0,75 Litern.
Die 15 Liter fassende Flasche wird Nebukadnezar genannt. Nicht weniger als vier babylonische Könige trugen diesen Namen und sind ehrwürdige Namensgeber für diese Flasche, in der der Inhalt von sage und schreibe 20 Standardflaschen à 0,75 Liter Platz findet.
Fehlt noch die 18 Liter fassende Flasche Melchior. Der Name geht auf den gleichnamigen Heiligen König zurück. In Frankreich, im Burgund und in der Champagne verwendet man für diese Flasche oftmals auch den Begriff Goliath.
Das Standardflaschensortiment schliesst mit der Salomonflasche ab. Sie fasst 20 Liter. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber weitem noch nicht erreicht. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Sondergrössen. Zu ihnen zählt die weltweit grösste Weinflasche, welche für einmal nicht einen biblischen Namen trägt sondern einen römischen. Die Maximus-Flasche, und jetzt halten Sie sich fest, hat ein Fassungsvermögen von 570 Litern! Ein durchschnittlicher Schweizer trinkt im Jahr 42 Flaschen à 0,75 Litern. Das sind gerade einmal 31,5 Liter Wein. Die Maximus würde unserem Schweizer Durchschnittsbürger folglich, sofern sich der Wein so lange halten würde, mehr als 18 aufeinanderfolgende Jahre ununterbrochenen Weingenuss bescheren …