Die Weinlese, auch als Traubenernte bezeichnet, ist der Prozess der Ernte der Weintrauben in den Weinbergen. Es ist eine entscheidende Phase im Weinbau, da die Qualität der geernteten Trauben den Geschmack und die Qualität des Weins stark beeinflusst. Ausserdem bezeichnet die Weinlese nicht nur allein den Erntevorgang der Trauben im Weinberg; der Lese in den Reben sind weitere Prozesse wie das Pressen und die Gärung nachgelagert, welche streng genommen ebenfalls (noch) zur Weinlese zählen. Die Traubenlese beginnt grundsätzlich immer mit den frühreifen Sorten und endet teils erst mit dem ersten Frost im November mit den Traubensorten, welche dann aufgrund des extrem hohen Zuckergehalts im Most und entsprechend hohen Öchsle Graden von 140° und mehr zu edlen und ausserordentlich lagerfähigen Süssweinen ausgebaut werden. Insgesamt kann der Zeitraum der Weinlese von Mitte August bis Mitte November betragen. Der lange Zeitraum der Weinlese liegt in den unterschiedlichen Reifezeiten der unterschiedlichen Traubensorten begründet.
Wann genau der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die Traubenernte in den Weinbergen zu starten, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hierzu gehört zum einen der richtige Reifegrad der Traube. Dieser wird durch den Vergleich unterschiedlicher, in der Traube enthaltenen Elemente bestimmt. Zu ihnen gehören der Zuckergehalt, der Säuregehalt, der pH-Wert und bei dunklen Trauben ausserdem auch die Phenole (auch Gerbstoffe oder Tannine genannt). Aber natürlich hängt der genaue Zeitpunkt der Weinlese auch von der Rebsorte, dem gewünschten Weinprodukt, der Weinregion und nicht zuletzt auch von den klimatischen Bedingungen ab.
Damit der ideale Zeitpunkt für den Beginn der Weinlese nicht verpasst wird, braucht es während der Reifephase eine fortlaufende Überwachung des Reifegrads. In dieser Phase werden die Trauben regelmässig kontrolliert, um deren Reifegrad zu bestimmen. Winzer prüfen den Zuckergehalt der Trauben, der als Grad Öchsle oder als Brix-Messwert angegeben wird, sowie den Säuregehalt und die Entwicklung der Aromen. Für die eigentliche Lese der Trauben kommen zwei Optionen in Frage: die handverlesene oder die maschinelle Ernte. Die handverlesene Methode erlaubt eine selektive Ernte der besten Trauben und wird oft bei hochwertigen Weinen aber auch bei schwer zugänglichen Weinbergen angewendet. Die maschinelle Ernte ist dem gegenüber effizienter und wird häufig bei grossen Weinbergen eingesetzt. Bei dieser Form der Weinlese kommen Erntemaschinen zum Einsatz, bei der die Trauben von den Rebstöcken abgeschnitten oder abgeschüttelt werden.
Sofern nicht bereits im Weinberg geschehen, erfolgt im Anschluss die Traubenauswahl, d.h, die Trauben werden auf ihre Qualität hin überprüft. Überreife, unreife oder beschädigte Trauben werden aussortiert um sicherzustellen, dass nur die besten Trauben für die Weinherstellung verwendet werden. Anschliessend werden die geernteten Trauben schnell zum Weingut transportiert, um eine Oxidation oder Gärung vor der Verarbeitung zu vermeiden. Dort werden die Trauben entstielt und gepresst, um den Saft freizusetzen. Bei der Herstellung von Rotwein können die Trauben auch für eine Fermentation mit den Schalen verwendet werden.
Anschliessend, als letztem Schritt der Weinlese, kommt es zur Gärung, gefolgt von der eigentlichen Weinherstellung. Dabei wird der gewonnene Traubensaft einer Gärung unterzogen, bei der die Hefe den Zucker im Saft in Alkohol umwandelt. Dieser Prozess kann je nach Weinart und gewünschtem Stil des Weins variieren. Nach der Gärung durchläuft der Wein weitere Prozesse wie Klärung, Reifung und eventuell Ausbau in Fässern, um seinen Geschmack und Charakter zu entwickeln. Auch wenn sich das gesamte Weinbaujahr für den Winzer spannend gestaltet – der Moment der Weinlese ist eine besonders aufregende Zeit, denn es werden im wahrsten Sinne des Wortes die Früchte der harten Arbeit geerntet und anhand der Qualität der gelesenen Trauben lässt sich schon erahnen, von welch unübertrefflicher Güte sich der neue Jahrgang einmal im Glas präsentieren wird und zu begeistern weiss.